Erfahrungen & Bewertungen zu Christian Nevermann

Die Streaming-Branche gehört zu den großen Krisengewinnern. Wenig überraschend profitierten viele Streaming Portale stark von den Ausgangsbeschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie. Viele Menschen meldeten sich während ihrer unfreiwilligen Zeit zu Hause auf den Video-on-Demand (VoD) Webseiten an, um Filme und Serien anzuschauen. Nun werden die Corona-Einschränkungen nach und nach aufgehoben und die Menschen nutzen die Möglichkeit, um bei sommerlichem Wetter wieder vor die Haustüre zu treten. Aber welche Konsequenzen entstehen dadurch und wer sind eigentlichen die größten Streaming-Anbieter?

Die Streaming-Giganten

Amazon ist vor allem als Online-Kaufhaus bekannt. Doch seit einigen Jahren erhält man für seine 69 Euro im Jahr nicht nur kostenlosen, schnelleren Versand für bestellte Pakete, sondern auch Zugang zu Amazon Prime Video. Die Plattform bietet neben einer großen Auswahl an neuen und alten Titeln auch eigens produzierte Inhalte.

Genau wie Amazons Streamingdienst dient Apple TV Plus als Kundenbindungsinstrument. Wer ein Apple Produkt kauft, erhält einen einjährigen kostenfreien Zugang. Mit lediglich neun selbstproduzierten Programmen kann Apple zwar schwer gegen die Konkurrenz ankommen, dafür punktet das Unternehmen mit einem niedrigen regulären Beitrag von fünf Euro pro Monat.

Der absolute Neuzugang unter den Anbietern ist jedoch kein kleiner Fisch: Disney Plus nennt sich der Dienst, der Zugang zu allen Filmen und Serien des Unterhaltungskonzern Disney verschafft. Darunter befinden sich weltweite Blockbuster wie Star-Wars oder die Marvel-Reihe, aber auch Klassiker wie das Dschungelbuch.

Netflix gilt als alter Hase, aber auch als Superstar unter den Streamingdiensten. Es ist vor allem für seine hochkarätigen Eigenproduktionen bekannt und kommt auf die höchste Abonnentenzahl. Jedoch hat das Unternehmen einen erheblichen Nachteil gegenüber seinen Konkurrenten: Ihm fehlt die zweite Einkommensquelle. Während Amazon und Apple weiter Produkte verkaufen, ist Netflix vollkommen auf seine Kunden angewiesen. Die neue Konkurrenz stellt eine große Gefahr dar und dies zeigt sich auch im Aktienwert: Nach der Ankündigung von Apple TV Plus und Disney Plus sank dieser um 30 Prozent.

Netflix-Boom durch Corona

Die Corona-Krise verändert die Welt grundlegend. Viele Unternehmen leiden unter ungeahnten Umsatzausfällen, während andere boomen wie noch nie. Ende April berichtet die Tagesschau von neuen Rekordzahlen im Streaming-Sektor. Netflix kann in den ersten drei Monaten des Jahres 15,7 Millionen neue zahlende Abonnenten verzeichnen und erreicht damit eine Gesamtzahl von 182,8 Millionen Kunden. Probleme wie das Ausfallen von Sportevents und Livesendungen betreffe die Videoplattform nicht, weshalb auch keine Gewinnausfälle entstehen. Die Erwartungen von Analysten und Börse wurden mehr als übertroffen.

Trotz deutlich niedriger Nutzerzahl ebenfalls beeindruckend: Disney legt mit seiner hauseigenen Streaming-Plattform Disney Plus einen erfolgreichen Start hin und erreicht 50 Millionen Kunden in den ersten Monaten.

Enttäuschende Prognose

Nach dem riesigen Boom im ersten Halbjahr müssen die Erwartungen an Netflix nun gesenkt werden. In den vergangen sechs Monaten stieg die Aktie des Unternehmens  um mehr als 50 Prozent. Für das abgelaufene zweite Quartal meldete der VoD-Anbieter einen Zuwachs von 10 Millionen Neukunden. Für das laufende dritte Quartal wird laut ntv mit einem deutlich niedrigeren Anstieg von 2,5 Millionen Abonnenten gerechnet. Diese Prognose enttäuscht Anleger. Infolgedessen sank der Kurs nachbörslich um zehn Prozent und die Schweizer Bank Credit Swisse senkte ihre Bewertung von „Outperform“ auf „Neutral“. Der Aktionär empfiehlt langfristig orientierten Anlegern dennoch investiert zu bleiben.

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